Hefti, David Philip: Melencolia I für Flöte, Schlagzeug und Klavier

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Urauff¸hrung: †††2. November 2004, Los Angeles (USA) †††Arnold Schoenberg Institute †††Ensemble Toca Loca: †††††††Martin Huber, Flˆte †††††††Aiyun Huang, Schlagzeug †††††††Gregory Oh, Klavier "Melencolia I" wurde 2004 geschrieben und ist dem Flˆtisten Martin Huber gewidmet. Meine Komposition "Melencolia I" nimmt Bezug auf den ber¸hmten D¸rer-Kupferstich mit demselben Titel. Albrecht D¸rer (1471-1528) ist 43 Jahre alt, als er 1514 das Blatt "Melencolia I" in Kupfer sticht. Das Kunstwerk ist sowohl in seiner Gegenst‰ndlichkeit als auch in seiner Deutung r‰tselhaft. Die Forschung zur "Melencolia" hat unerschˆpflich viel Material zur Ikonologiegeschichte hervorgebracht. Aber auch durch die Aufschl¸sselung von Teilbedeutungen einzelner Motive konnte bislang keine stichhaltige Gesamtinterpretation entwickelt werden, weshalb Heinrich Wˆlfflin in seinem Buch "Die Kunst Albrecht D¸rers" schreibt, dass die "Melencolia" immer ein "Tummelplatz der Deutungen" bleiben werde und einer prinzipiell unabschliessbaren Interpretierbarkeit gehorche. Das Geheimnis dieses Blattes besteht n‰mlich nicht nur darin, welche Gegenst‰nde abgebildet sind, sondern vielmehr welcher Zusammenhang zwischen ihnen besteht. D¸rer verwendet das Wort Melancholie in seinen Schriften nur ein einziges Mal: Er spricht von der Erziehung junger Maler und erw‰hnt den Fall, dass der Lernende sich ¸beranstrengte, dass er "zu viel sich ¸bte". Dann w¸rde die "Melancholie ¸berhandnehmen" und man m¸sste mit kurzweiligem Saitenspiel versuchen, "das Gem¸t zu ergˆtzen". Zudem hat die Melancholie zwei Bedeutungen: Einerseits ist sie eine Gem¸tserkrankung, die den Menschen l‰hmt und von allen Seiten mit Hindernissen umstellt. Andererseits aber bezeichnet Melancholie eines der vier Temperamente, und der Melancholiker in diesem Sinne braucht kein Kranker zu sein: Es sind nach Aristoteles die ernsten, zum geistigen Schaffen veranlagten Naturen. Dieser positive Aspekt der Melancholie wurde im 16. Jahrhundert wieder entdeckt. Aus einem Temperament mit lauter negativen Eigenschaften leuchtete plˆtzlich das Genie hervor. Nat¸rlich wurde auch D¸rer in diesem Sinne als Melancholiker eingestuft. Da D¸rers Stich voll von ikonographischen Elementen ist, kann hier unmˆglich auf jedes einzelne eingegangen werden. F¸r meine Komposition ist aber das in der oberen rechten Ecke abgebildete Zahlenquadrat von Bedeutung, weshalb hier einige Erl‰uterungen dazu folgen: Das Zahlenviereck (Magisches Quadrat oder Jupiter-Tafel, "tabula iovis") gehˆrt ganz in die Welt des Mittelalters. Die Ziffern dienen dem geistvollen Spiel, der symbolischen Darstellung, der Magie. Die Besonderheit besteht darin, dass alle Senkrechten und alle Waagerechten sowie die beiden Diagonalen jeweils dieselbe Summe ergeben, in diesem Fall 34. D¸rer hat hier autobiographische Anspielungen eingebaut: Die Zahl 34 ergibt versetzt 43, sein Alter im Jahre 1514. Die Jahreszahl selber erscheint in der Mitte der untersten Zeile. Es ist zudem das Jahr, in dem seine Mutter im Mai starb - im f¸nften Monat, worauf die auf dem Kopf stehende 5 in der zweiten Zeile links verweist. Das Quadrat hat aber noch eine ganz andere Beziehung zum Thema des Stichs: Jedem der vier Temperamente war ein Gestirn und damit auch ein Gott zugeordnet, die Melancholie stand unter dem unheilvollen Einfluss des Saturn. Nach den griechisch-rˆmischen Sagen wurde Saturn von Jupiter ¸berw‰ltigt. Mit der nach ihm benannten Tafel ist also Jupiter sch¸tzend zugegen. Es folgen einige Erl‰uterungen zu den beiden S‰tzen: 1. Affrettato Dieser nervˆse, virtuose, rastlose und gehetzte Satz beschreibt die ‹beranstrengung bevor die Melancholie einsetzt. Durchgehende Sechzehntelfiguren peitschen die Musik vorw‰rts bis zum etwas ruhigeren Mittelabschnitt dieses dreiteiligen Satzes, in dem die Melancholie des zweiten Satzes bereits angedeutet wird. Nach wenigen Takten der Erholung geht es in rauschendem Tempo weiter in den erschˆpfenden Schluss. 2. Malinconico Zweiteilig mit Coda, beschreibt dieser Satz die Melancholie. Den Hauptteil des ersten und sehr ruhigen Abschnittes bildet eine vierstimmige Fuge, die in ihrer Strenge auf den ersten Satz zur¸ckweist. Der zweite Teil erinnert in seiner Virtuosit‰t ebenfalls an die ‹beranstrengung des ersten Satzes und wird von einem absurden Scherzando gefolgt, das zunehmends ger‰uschhaft wird und sich in der Coda auflˆst. † †
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